Wintersemester 2025/26
Das spanische Theater des Siglo de Oro im transnationalen Kontext (Vorlesung)
Zwischen dem ausgehenden Mittelalter und dem Barockzeitalter wird auf der iberischen Halbinsel eine neue Form des Theaters erfunden, die sich nachhaltig auf das europäische Verständnis szenischer Fiktion auswirken wird: die comedia nueva. Die Vorlesung wird deren kanonische Texte von Lope de Vega, Tirso de Molina oder Pedro Calderón de la Barca jedoch in einen transnationalen Zusammenhang stellen: Von den Reisen Juan del Encinas in das Italien der Renaissance und den Import der italienischen Zentralperspektive auf spanische Bühnen über das transkulturelle und teils bilinguale Theater im spanischen Vizekönigreich Neapel, die Aufführung iberischer Stoffe in den Anden bis hin zum späteren ‚Wandern‘ einzelner Texte in Raum und Zeit. Wir wollen die Literaturgeschichte des spanischen Theaters also gerade nicht als ‚spanische‘ Geschichte erzählen, sondern entwickeln, wie das Zeitalter der eurozentrischen Globalisierung, der europäischen Warenströme im Mittelmeerraum und der beschleunigten Kommunikationswege das Theater des 16./17. Jahrhunderts zu einem der Geburtsorte der europäischen Moderne gemacht hat.
La destrucción del idilio rural en el cine español contemporáneo (Hauptseminar Spanisch)
En el cine español contemporáneo predominan las películas que muestran la España rural en crisis como el polo opuesto de un espacio paradisíaco e idílico. En lugar de los tópicos centenarios de la huida de las ciudades, el anhelo de la naturaleza o la idealización del campo, aparecen historias sobre casas abandonadas en pueblos que han perdido a sus jóvenes y, con ellos, su futuro (Luís Miñarro: Aita, 2010), víctimas de la comercialización y la industrialización de la producción agrícola (Carla Simón: Alcarràs, 2022), dramas sociales violentos sobre ingenuos desertores cuyo sueño rural fracasa estrepitosamente (Mikel Gurrea: Suro, 2022), o comunidades desgarradas al borde de la autodestrucción (Oliver Laxe: O que arde, 2019), así como historias policíacas cuya trama saca a la luz crímenes históricos de la época franquista (Alberto Rodríguez Librero: La isla mínima, 2014). En este curso queremos examinar este paradigma de la actualidad y relacionarlo con la problemática de gran actualidad de la España vacía, que ha acaparado la política local, regional, nacional y europea en España. ¿Por qué, nos preguntamos, la crítica a la modernización, al capitalismo o a la centralización política se refleja artísticamente sobre todo en el espejo deformante del idilio rural destruido?
Zur Gewalt des Gefühls bei Jean-Jacques Rousseau und Madame de Duras (Hauptseminar Französisch)
Sowohl das Genre des Briefromans als auch die Kultur der Empfindsamkeit verbinden wir mit dem ‚schönen‘, ‚authentischen‘ und tugendhaften Gefühl. Vor dem Hintergrund feministischer und kapitalismuskritischer Konzepte (Silvia Federici) oder einer Kulturgeschichte der Liebe, wie sie unter anderem Niklas Luhmann und Eva Illouz vorgelegt haben, wird jedoch offenbar, dass literarische Klassiker wie Rousseaus Nouvelle Héloïse (1761) ein Bild der Geschlechter vorlegen, in dem Gefühl auch zur gewaltsamen Hervorbringung oder Perpetuierung von Abhängigkeiten eingesetzt wird. Wir kontrastieren im Kurs deshalb die Lektüre der Nouvelle Héloïse mit zwei kürzeren Romanen von Madame de Duras, Ourika (1823) und Olivier ou le Secret (1822), um auszuloten, wie die Subjektivität einer literarischen Stimme vor dem Hintergrund einer kolonialen, rassistischen und patriarchalen Epoche mit der Gewalt des Gefühls kollidiert. Ourika gilt als erster französischer Text, der eine weibliche PoC komplex psychologisch perspektiviert, Olivier hingegen camoufliert unter dem Deckmantel heterodoxer Männlichkeitstopoi eine Geschichte homosexuellen Begehrens.
Grundbegriffe Literaturwissenschaft
Ziel dieses Teils des Grundlagenmoduls Literaturwissenschaft (Spanisch) ist es, die Terminologie der literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der spanischen und lateinamerikanischen Literatur zu erlernen. Das Grundlagenwissen wird in der Veranstaltung auf Beispiele aus Prosa, Lyrik, Drama, Comic und Film angewandt, die zudem einen ersten Zugang zur iberoromanischen Literaturgeschichte erschließen. Darüber hinaus werden im Kurs die grundlegenden Techniken des literaturwissenschaftlichen Arbeitens eingeführt.
Hinweis: In der Auswahl der Primärtexte werden wir uns auf das (neu-)spanische Barockzeitalter (17. Jhd.: Góngora, Sor Juana, Quevedo, Cervantes) sowie die argentinische Moderne und chilenische Postmoderne (19.-21. Jhd.: Sarmiento, Borges, Bolaño) konzentrieren.
Kolloquium für Doktorand*innen und Masterkandidat*innen
Das Kolloquium ist als konstruktiver Raum für Diskussion gedacht, in dem Abschlussarbeiten oder Forschungsprojekte vorgestellt werden. Darüber hinaus einigt sich die Gruppe gemeinsam zu Beginn des Semesters auf eine ausgewählte Reihe kürzerer theoretischer Texte, die im Rahmen der Blocktermine besprochen werden sollen. Die zwei Oberthemen dieses Semesters lauten: „Interpretationsmetaphern als Praxis? Parasit und Sabotage“ und „Affektrhetorik: Ironie und Ernst ”.